
Damit war zu rechnen. Die ersten Beschwerden der Überwinterungsgäste trudeln ein. Es wäre doch eine Zumutung, dass ich das Sonnenlicht aussperren würde. Einen Platz im sonnigen Glashaus hätten sie gebucht. Und nicht eine dunkle Fabrikhalle. Ja bin ich denn Wettergott? Mich nervt es ja selber, dass sich die Sonne seit Tagen nicht mehr zeigt. Und wenn sie es tut, dann ist durch diese weiße Schneeschicht, die sich wie ein Isolierputz auf die Glasscheiben gelegt zu haben scheint, kein erscheinendes Durchkommen möglich. Die Wintergäste stehen derzeit also wie im Inneren eines Iglus. Da fällt mir wieder ein, dass es in Finnland ein Hotel geben soll, welches komplett aus Eis gebaut ist. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, wie man in einer Badewanne aus Eis ein entspanntes Bad nehmen kann, aber da die Pflanzen mit Vollbädern eh nichts am Hut haben, verwerfe ich diese Frage auch gleich wieder. Dass aber Pflanzen aus subtropischen Lebensräumen einmal mit dem Gefühl in Berührung kommen dürfen, in einer arktischen Umgebung zu wachsen, ist sicher ein besonderes Special dieser Winterfreizeit und wird den Gewächsen in unauslöschlicher Erinnerung bleiben. Noch in vierhundert Jahren werden die Olivenbäume beispielsweise davon erzählen, wie es damals war, als sie noch jung und sechzigjährig waren. Und von ihren Herrschaften immer auf eine Winterfreizeit geschickt wurden, wo die Winter noch Winter waren und wo sie ständig mit scheinbar gesunden Pflanzentees besprüht wurden. Damals eben.....
Dabei stehen diese Pflanzenstärkungsanwendungen noch bevor. Zunächst mal sollte der Winter ein wenig gnädiger werden. Für den Spaßfaktor einer freizeitgeplagten Generation mag es ja durchaus ein Gewinn sein wenn es schneit. Ich hingegen sehne mir in solchen Momenten der eisigen Kälte eine wenigstens regionale Klimaerwärmung herbei. Muss ja nicht gleich Global sein. Aussuchen kann man es sich aber ja zum Glück doch nicht. Somit bleibt es zunächst mal wie es ist. Saukalt und für die Pflanzen alles andere als gemütlich. Die Aussichten sind der Jahreszeit entsprechend nicht rosig. Nun kommt erstmal die dunkelste Zeit des Jahres mit langen Nächten und kurzen Tagen. Und erst ab Anfang Februar kann man sich mit den Pflanzen wieder über ihre nächsten Urlaubspläne für den kommenden Sommer unterhalten. Bis dahin bleibt die einzige Abwechslung für die Pflanzen das Brummen der Heizung. Immer wieder ein warmes Lüftchen, dass die Blätter der Wintergäste umschmeichelt. Dies schafft eine entspannte Atmosphäre und bringt den Pflanzen eine gewisse Gelassenheit, die sie sicher brauchen werden in den kommenden Wochen.

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