Dienstag, 28. Dezember 2010

Saure Gurkenzeit


Kurze Tage, wenig Sonne, kalte Temperaturen..... ja wie soll sich denn da eine Pflanze aus dem sonnigen Süden wohl fühlen? Dazu noch ein Gärtner, der die Temperaturen in den Gewächshäusern kühl hält, damit die Pflanzen auch wirklich in Winterruhe verharren. Kurzum. Für die Pflanzengäste hier in der Winterfreizeit beginnt nun die Saure Gurken Zeit. Möglichst viel Ruhe. Die Gewächse werden die nächste Zeit einfach vor sich hin dösen und möchten bloß nicht belästigt werden! Ab und an etwas Wasser und das wars.
Auch ich erkläre mich mit den Pflanzen solidarisch und eröffne meine ganz persönliche Saure Gurken Zeit. Aus meiner reichen Gurkenernte diesen Sommer, wanderten viele Früchte in die Einmachgläser. Cetriolo Bianco zum Beispiel. Oder die weiße Salatgurke. Aber auch das Ei des Drachen finden sich nun inform von Essiggurken oder süßsauer eingelegten Gurken auf meinem Brotzeittisch wieder. Dazu ein selbst gebackenes Weißbrot, etwas Knoblauch und ein paar wunderbare Oliven aus eigener Ernte. Eine Kanne Tee mit dem sensationellen afrikanischen Hibiskus (Hibiscus sabdariffa). Und das winterliche Arbeitspausen Glück in der Gärtnerei ist perfekt. Dieser Hibiskus ärgert mich zwar seit Jahren, weil ich es einfach nicht schaffe, den in Kultur zu nehmen, um die wunderschönen Malvenpflanzen in meinem Pflanzenzirkus auf den Gartenmärkten zu präsentieren. Aber irgendwann werde ich hoffentlich hinter das Geheimnis dieser exotischen Malvenart geführt. Bis dahin bleibts bei meinen Gurken und dem Hibiskus Tee aus dem Teeladen.

Samstag, 18. Dezember 2010

Dunkle Winterzeit


Damit war zu rechnen. Die ersten Beschwerden der Überwinterungsgäste trudeln ein. Es wäre doch eine Zumutung, dass ich das Sonnenlicht aussperren würde. Einen Platz im sonnigen Glashaus hätten sie gebucht. Und nicht eine dunkle Fabrikhalle. Ja bin ich denn Wettergott? Mich nervt es ja selber, dass sich die Sonne seit Tagen nicht mehr zeigt. Und wenn sie es tut, dann ist durch diese weiße Schneeschicht, die sich wie ein Isolierputz auf die Glasscheiben gelegt zu haben scheint, kein erscheinendes Durchkommen möglich. Die Wintergäste stehen derzeit also wie im Inneren eines Iglus. Da fällt mir wieder ein, dass es in Finnland ein Hotel geben soll, welches komplett aus Eis gebaut ist. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, wie man in einer Badewanne aus Eis ein entspanntes Bad nehmen kann, aber da die Pflanzen mit Vollbädern eh nichts am Hut haben, verwerfe ich diese Frage auch gleich wieder. Dass aber Pflanzen aus subtropischen Lebensräumen einmal mit dem Gefühl in Berührung kommen dürfen, in einer arktischen Umgebung zu wachsen, ist sicher ein besonderes Special dieser Winterfreizeit und wird den Gewächsen in unauslöschlicher Erinnerung bleiben. Noch in vierhundert Jahren werden die Olivenbäume beispielsweise davon erzählen, wie es damals war, als sie noch jung und sechzigjährig waren. Und von ihren Herrschaften immer auf eine Winterfreizeit geschickt wurden, wo die Winter noch Winter waren und wo sie ständig mit scheinbar gesunden Pflanzentees besprüht wurden. Damals eben.....

Dabei stehen diese Pflanzenstärkungsanwendungen noch bevor. Zunächst mal sollte der Winter ein wenig gnädiger werden. Für den Spaßfaktor einer freizeitgeplagten Generation mag es ja durchaus ein Gewinn sein wenn es schneit. Ich hingegen sehne mir in solchen Momenten der eisigen Kälte eine wenigstens regionale Klimaerwärmung herbei. Muss ja nicht gleich Global sein. Aussuchen kann man es sich aber ja zum Glück doch nicht. Somit bleibt es zunächst mal wie es ist. Saukalt und für die Pflanzen alles andere als gemütlich. Die Aussichten sind der Jahreszeit entsprechend nicht rosig. Nun kommt erstmal die dunkelste Zeit des Jahres mit langen Nächten und kurzen Tagen. Und erst ab Anfang Februar kann man sich mit den Pflanzen wieder über ihre nächsten Urlaubspläne für den kommenden Sommer unterhalten. Bis dahin bleibt die einzige Abwechslung für die Pflanzen das Brummen der Heizung. Immer wieder ein warmes Lüftchen, dass die Blätter der Wintergäste umschmeichelt. Dies schafft eine entspannte Atmosphäre und bringt den Pflanzen eine gewisse Gelassenheit, die sie sicher brauchen werden in den kommenden Wochen.

Mittwoch, 15. Dezember 2010

Winterruhe


Draußen ist es tief verschneit und in den Gewächshäusern macht sich ein klein wenig Langeweile unter den Überwinterungsgästen breit. Pflanzen gehen nunmal nicht in die Stadt um Weihnachtseinkäufe zu tätigen. Sie kommen auch nicht in Versuchung, all die ganzen Weihnachtsmärkte abzuklappern auf der Suche nach dem besten Glühwein. Für die mediterranen Gewächse ist die Weihnachtszeit verbunden mit Ruhe. Manche Pflanzen lassen vor lauter innerer Einkehr sogar all ihre Blätter fallen. Für die meisten Pflanzen allerdings kommen jetzt die längsten Nächte und damit beginnt für sie der Wettlauf nach dem lebensspendenden Licht. Alle Blätter werden ausgebreitet, so gut es eben geht. Ja kein Lichtstrahl sollte verloren gehen. In den Glashäusern aber, die nur an der Frostgrenze erwärmt sind, dort scheinen die Pflanzen zu schlafen. Kein Laut. Nur das brummen der Heizung ist zu hören. Jetzt bloß nicht hektisch durchs Glashaus laufen, damit die Wintergäste nicht geweckt werden. Nur der Rosmarin..... Blue Lagoon so heißt die Sorte. Der blüht! So ein schmarrn! Das kann ich garnicht leiden wenn die Pflanzen in Winterruhe unbedingt meinen, sie müssten um diese Zeit den Bär tanzen lassen! Und im Frühjahr ist dann Katerstimmung. Nicht ausgeschlafen, keine Kraft um hübsch zu blühen und ständig dahin kränkeln. Das ist wie bei den Menschen, die nach der Arbeit und am Wochenende an den Glühweinständen der Weihnachtsmärte rumhängen und am nächsten Montag sind dann alle krank. Den Rosmarin stell ich jedenfalls mal ins Freie. Damit er zur Besinnung kommt. Und hoffentlich spricht sich das Erlebnis dann im Gewächshaus herum. Ohne Worte versteht sich. Denn Pflanzen sind ja auch nur Menschen.

Samstag, 11. Dezember 2010

Wieder mittendrin


Bis man es sich versieht, ist es wieder Winter und alles scheint beim Alten zu sein. Nein. Wir schreiben (noch) das Jahr 2010 und in meinen Glashäusern tummeln sich wieder alte Bekannte. Alt auch. Obwohl sich der Begriff Alter bei den Pflanzen völlig anders definiert als bei uns Menschen. Bei den Pflanzen zum Beispiel steigen mit zunehmendem Alter Wert und Ansehen. Außerdem ist ein -sagen wir mal- 50jähriger Olivenbaum gerade mal so aus dem Gröbsten raus, wie wir Eltern gerne mal sagen wenn die Kinder so was ähnliches wie Erwachsen werden. Und daher kann ein jugendlicher Olivenbaum mit 50 Jahren noch keinesfalls irgendetwas über Rente hören. Der will raus! Der will was erleben! Da ist er hier in der Winterfreizeit für Überwinterungsgewächse allerbestens aufgehoben. Da steht er unter Gleichgesinnten. Lorbeer, Eukalyptus, Oleander oder aber auch Orangenbäume leisten dem Jungspund Gesellschaft. Hier kann er sich so richtig austoben.... im Stehen versteht sich. Außerdem sind die Bewegungen etwas langsamer, als wir Menschen das gewohnt sind. Das sieht man nicht gleich auf den ersten Blick, wenn ein Trieb wächst! Insgesamt aber hat die Aufgabe Baum zu sein, schon etwas Aufregendes. Also ich meine im pflanzlichen Sinne. Man muss es nämlich schon aushalten können, einfach so herumzustehen.
Deshalb will ich mir für meine Wintergäste in der Gärtnerei, auch dieses Jahr wieder so einiges einfallen lassen. Und Sie können mit dabei sein. Ich versuche alle Aktivitäten an dieser Stelle zu veröffentlichen - zu posten, wie der Bayer sagt.... nein Prosten sagt der Bayer. Posten ist dann wohl wieder etwas Anderes. Jedenfalls lasse ich Sie nicht im Unklaren darüber, was denn so alles in der Winterfreizeit für Kübelpflanzen so passiert..... in der "merk-würdigen" Gärtnerei Kahl

Freitag, 12. März 2010

Winterblues



Etwas irritiert spitzt die Zuckerwurzel aus dem Schnee. Eigentlich wäre es an der Zeit aufzuwachen. Dieser kurze Frühlingsversuch von letzter Woche hat nicht nur den Pflanzen Lust auf mehr gemacht. Ich finde, langsam ist es genug mit dem weißen Zeugs und der Kälte und diesem ewigen anziehen warmer Klamotten. Außerdem verlangen die Pflanzen nach Frühling. Da merkt man eben doch deren Herkunft aus mediterranen Gefilden. Natürlich versuche ich, das Klima in den Gewächshäusern so frühlingshaft wie möglich zu gestalten. Tagsüber steigen die Temperaturen auch gerne mal über 20 Grad wenn draußen der eisige Ostwind pfeift. Aber was nützt es wenn ich den Gewächsen erklären möchte, dass draußen noch tiefer Winter herrscht. Die halten mich doch für völlig bescheuert. Dabei kann ich ja am allerwenigsten für diesen Winterschmarrn. Muss ich mich vor den Pflanzen auch noch für das Wetter rechtfertigen? So weit kommts noch! Leicht ist es nicht, Pflanzengäste bei sich zu beherbergen.


Wenn sich an der Stimmung im Glashaus nichts ändert, versuche ich es morgen wieder mit vorlesen. Das hatten wir letzten Winter schonmal. Ein Gruselbuch über Fleischfressende Pflanzen. Diese Lektüre ist für die Pflanzen das, was für uns die ganzen Horrorvideos und all diese heroischen Kriegsfilme darstellen. Nur bei den Pflanzen achte ich darauf, dass ich das nur in dem Haus mit den Großpflanzen zum Vortrag bringe. Damit die Kleinen das nicht mitbekommen. Bei uns Menschen scheint die Qualität von Filmen bei unseren Kindern immer noch keine große Rolle zu spielen. Dann fange ich wenigstens mal bei den Pflanzenkindern an. Für die Kleinen gibts dann eben das Buch "Pflanzenpalaver" von Florianne Koechlin. Damit lernen die Pflänzchen schon, dass manche Menschen durchaus willens sind zu lernen, Pflanzen zu verstehen. Ich könnte mir vorstellen, dass dies deren Selbstbewusstsein fördert.

Donnerstag, 4. März 2010


Jetzt ham wir den Salat! Also eher Blütensalat. Der Winter ist eigentlich vorüber und alle freuen sich auf den Frühling, aber jetzt dieser Kälteeinbruch. Oder Kälterückfall. Vielleicht meldet sich der Winter ja nochmal zurück, was weiß ich!? Die Camellien zumindest möchten gerne anfangen zu blühen. Aber sie trauen sich noch nicht so recht. Das deutet eher darauf hin, dass uns die winterlichen Temperaturen noch ein wenig begleiten. Langsam gehen mir die Themen aus. Worüber soll ich mich denn noch mit den Pflanzen unterhalten? Schon alleine deshalb wäre es Zeit, wenn der Winter nun ein Ende nähme.

Montag, 22. Februar 2010

Pflegeschnitt im Olivenhain



Derzeit sieht es in den Glashäusern aus, wie in den Olivenhainen der Toscana oder Liguriens. Also das mag jetzt etwas übertrieben sein. Nicht so hügelig wie dort. Möglicherweise auch nicht so warm. Und sicherlich auch nicht soooo viele Olivenbäume. Aber die Ansätze eines Olivenhaines findet man derzeit allemal in meiner Gärtnerei. So ist es eine tagesfüllende Beschäftigung für mich, sich all den Olivenbäumen anzunehmen, die darauf warten wieder etwas umsorgt und gepflegt zu werden. Oliven sehen sich nicht gerne mit unendlich vielem Geäst in der Krone. Das wäre in etwa vergleichbar mit uns Menschen, die wir jahrelang nicht mehr zum Friseur gingen. Genauso erwarten die Oliven einen regelmäßigen Fassonschnitt.

Das stimmt natürlich überhaupt nicht. Denn die Oliven, wie alle anderen Bäume, sind über Jahrtausende ohne menschliche Pflegedienste ausgekommen. Wir Gärtner haben allenfalls das Problem, dass wir glauben wir wüssten was für die Pflanzen gut sei. Dabei sind es doch oftmals unsere eigenen Bedürfnisse, die wir auf die Pflanzen übertragen. Wie es überhaupt schwierig ist, sich unbefangen und neutral auf die Pflanzen einzulassen. Zu erspüren wie die Pflanzen fühlen, oder was sie gerade brauchen. Da finde ich es allemal einfacher, die Forderung eines Babys zu erraten, wenn es schreiend auf sich aufmerksam macht. Und so sitze ich unter der Olive und frage mich, ob die Pflanze dies nun auch schön finden mag, was ich da tue. Derzeit gehe ich davon aus, dass die Arbeit die ich da mache, gut ist für die Olivenbäume. Denn die Oliven wachsen und Gedeihen aufs Prächtigste im darauffolgenden Sommer. Auch nur Projektion? Wer weiß das schon. Schön finde ich jedenfalls, dass mich die Pflanzen hier gewähren lassen und meine pflegerischen Dienste ohne pflanzlichen Protestschrei hinnehmen. Ich überlege, ob ich nicht aus Solidarität mit den nun geschnittenen Olivenbäumen nicht doch nächste Woche einen Friseur Termin vereinbaren sollte?!
An dieser Stelle möchte ich unbedingt meine erste regelmäßige Leserin begrüßen. Herzlichen Dank Christine, dass du hier den Anfang gemacht hast. Ich habe zwar keine Ahnung, was es da so auf sich hat mit Leser verfolgen (das hat ein kleinwenig den Anflug von Überwachung) und regelmäßigen Lesern und so. Aber das wird mir hoffentlich auch noch klar im Laufe der Zeit. Wenn ich es nicht selber rausfinde, dann frage ich meine Töchter, die da schon viel vertrauter mit den Blogs sind, als ich das jemals sein möchte. Ich hab ja genug damit zu tun, mich in die Pflanzen reinzudenken (siehe oben). Da ist für die endlosen Weiten des Internets nur begrenzt Platz in meinem Kopf. Also, herzlich Willkommen nochmal, Christine!

Mittwoch, 17. Februar 2010

Fasching auch in der Gärtnerei.



Keine Ahnung, wer auf diese saudumme Idee gekommen ist. Aber irgendeine Pflanze von unseren Überwinterungsgästen hatte wohl plötzlich den dringenden Wunsch, sich zu verkleiden. Fasching, was denn sonst!! Oder auch Karneval. Für einen Faschingsmuffel wie mich, eine gruselige Zeit. Und wenn dann auch noch die Kübelpflanzen damit anfangen, dann stehe ich schon etwas fassungslos in den Glashäusern und verstehe die Welt nicht mehr. Die Agave gibt sich als Citruspflanze aus und möchte mit Früchten der Sauermandarine bestückt werden.
Die Olive kommt nun auch auf den Geschmack und möchte plötzlich einen auf Zitrone machen....

... und die Zitrone ihrerseits wollte immer schon als Apfelbaum gesehen werden. Na mir soll es recht sein. Wenn sie ihre Freude dran haben. Und amüsiert haben sich die Pflanzen ganz offensichtlich. Bei herrlichen Sonnenschein waren offenkundig alle Gewächse sehr guter Dinge! Nur gut, dass niemand angefangen hat nach Sekt zu rufen. Das hätte gerade noch gefehlt. Am Ende muss man dann auch noch Alkoholgeschädigte Pflanzen beklagen. Das ging dann doch etwas zu weit.
Gut ist nur, dass jetzt der Spuk wieder vorbei ist und ab morgen geht es dann weiter in der Winterfreizeit für unsere Pflanzengäste. Dann nämlich werden sie mal wieder so richtig abgeduscht. Wir nennen es so eine Art Vitalitätstraining. Man darf gespannt sein, was die Pflanzen so kurz nach einem ausgiebigen Faschingstreiben dazu sagen.

Dienstag, 2. Februar 2010

Frühlingsgefühle



Jetzt lässt sich der Frühling nicht mehr aufhalten! Am 3. Februar ist Maria Lichtmess. Früher warteten Katholiken, Bauern und Gärtner (was damals wie heute mehr oder weniger gleichbedeutend zu sein scheint) sehnsüchtig darauf. Denn ab jetzt fängt der Tag spürbar an zu wachsen, wie es heißt. Schon die Kelten feierten anfang Februar das Imbolc Fest, um damit den Frühling zu begrüßen. Egal wie wir diesen Tag auch nennen, für die Pflanzen heißt es nun langsam aufwachen aus der Winterruhe. Das ist natürlich immer etwas kompliziert, wenn so viele Gewächse auf engem Raum in Frühlingswallung kommen. "Türe auf, der Sommer ist da" die Einen. "Türe zu ich will noch schlafen" die Anderen. Und ganz Oberschlaue fragen schon, wann sie endlich nach Hause dürften. Was doch so ein Sonnentag bewirken kann. Man spürt förmlich die Unruhe in den Gewächshäusern und wenn ich glaube, dass eine Pflanze zu weit geht mit ihren Frühlingsgefühlen, dann setze ich sie kurzerhand in den Schnee. Hoch oben auf dem vormaligen Glasdach. Derzeit Schneedach. Da soll sie nun stehen und den Sonnenschein genießen und sich kalte Wurzeln holen, damit endlich Ruhe ist mit dieser ewigen Quängelei. Aber bevor sie sich einen Schnupfen oder etwas Pflanzenähnliches einfängt, trage ich sie lieber wieder an ihren angestammten Platz. Ich hoffe, dass diese Aktion genügt, um die nötige Ruhe im Haus wieder einkehren zu lassen. Eine Ruhe, weswegen die Meisten ja schließlich gekommen sind. Und nicht um hier Party zu feiern! Wir sind doch nicht auf Ibiza. Und das Oktoberfest beginnt auch erst in etwa acht Monaten. Über den Fasching mag ich lieber kein Wort verlieren. Hoffentlich stammt nicht irgendein Pflanzengast aus dem Rheinland.....

Freitag, 29. Januar 2010

Kontrolle



Gestern hatten wir Besuch in der Gärtnerei. Ein freundlicher Kontrolleur der Berufsgenossenschaft inspizierte die Gewächshäuser. Und nun stehe ich zu meiner Überraschung vor völlig empörten Pflanzen, die sich beschweren warum "der Herr" nur immer auf die Heizung und die Stromkabel geschaut hat. Sogar der Feuerlöscher im Glashaus fand bei dem Besuch mehr Beachtung als die mächtigste Olive vor Ort. Ich versuchte den Gewächsen den Sinn dieses Kontrollbesuchs zu erklären. Dass dies etwas mit Sicherheit zu tun hätte und es ja letztlich auch ihnen zu Gute käme wenn alles in Ordnung sei. Recht überzeugend war ich in meiner Argumentation leider nicht. Ich glaube, der Besuch hat das Vertrauen der Pflanzen in meine Arbeit nicht gestärkt. Kein Wunder, sieht es doch so aus, als müsste eine Person von Außen darüber befinden, ob ich mich sicher fühlen darf oder nicht. Für Pflanzen ist es eben schwer zu verstehen, dass wir Menschen immer mehr dazu übergehen Gesetze zu schaffen, die uns vor unserem eigenen Handeln schützen sollen. Gesetze die wissen, was für jeden Einzelnen von uns gut ist. Viele Menschen sehen möglicherweise diesen Schutz als Sicherheit vor den großen unbekannten Gefahren, welche in dieser weiten Welt auf uns lauern. Und das offensichtlich Schöne daran scheint zu sein, dass es immer mehr Gefahren und demnach mehr Gesetze werden! Somit wird in der Summe unser Leben immer sicherer!
Dies alles werde ich den Gewächsen vorenthalten. Denn bisher genieße ich bei den Pflanzen schon eine gewisse Autorität. Wenn ich denen aber von unserer menschlichen Art nach Sicherheit zu streben erzähle, mache ich mich nur zum Gespött bei den Pflanzen. Also will ich in diesem Fall bei den Gewächsen mit einer kleinen Geschichte aufwarten und denen von meinem Gast erzählen, der dachte die Stromkabel wären unachtsam weggeschnittene Äste, die Feuerlöscher stellten außergewöhnliche Blüten dar und die Heizungen seien eine ganz besondere Art eines Eisenkrauts. Aber eigentlich hoffe ich, dass die den Besuch bald wieder vergessen. Damit wieder Ruhe einkehrt in unserer Winterfreizeit für Kübelpflanzen.

Dienstag, 26. Januar 2010

Frühstart?

Draußen Nebel, Schnee und Dauerfrost. Aber in den Gewächshäusern beginnen die ersten Saaten zu keimen und zu sprießen. Die Kunst ist es nun so zu tun, als wäre draußen schon der Frühling ausgebrochen. Am Ende schrecken sich die Kleinen beim Anblick dieses winterlichen Trauerspiels da draußen. Pflanzen sind nunmal keine Wintersportler und halten auch nichts von Wanderungen im Schnee oder Glühwein auf dem tiefgefrorenem See. Die möchten nichts anderes als Licht zum wachsen und angenehme Temperaturen um zu gedeihen und sich wohl zu fühlen.

Der nächste Schritt bringt die kleinen Pflänzchen aus der kuschelig warmen Saatkistenkinderstube in richtige Töpfe. Darauf ist jede Pflanze stolz. Bedeutet dies doch ein gewisses erwachsen werden für jedes Gewächs. Sie bekommen nun ihren eigenen Lebensraum. Jeder darf einen Topf für sich beanspruchen. Ab hier wirds für den Gärtner richtig anstrengend. Weil jetzt gehts los, dass jede Pflanze etwas zu maulen hat. Der Einen ist es zu kalt, die andere möchte bitte noch ein Schlückchen Wasser. Wieder andere drängeln sich im Wachstum vor und verdrängen somit ihre Nachbarn, die eben nicht ganz so schnell wachsen. Da ist einfach keine Ruhe im Glashaus!
Um die jugendlichen Gewächse schonmal aufs Leben vorzubereiten, versuchen wir ihnen von Anbeginn einen Schuss Bildung mitzugeben. Hierzu werden Zeitungsartikel in die jeweiligen Kisten gelegt, in denen die Pflanzen bis auf weiteres stehen. Wir versprechen uns davon eine kulturelle Vorbereitung der Pflänzchen auf ihr späteres Erwachsenen Leben. Es wäre ja peinlich, wenn die Gewächse den Gesprächen von uns Menschen lauschen würden und keine Ahnung hätten worum es dort geht. Und nachdem wir Menschen immer weniger über die Zusammenhänge der natürlichen Abläufe zu berichten haben und die Gesprächsthemen fast ausschließlich von Wirtschaft, Kultur und Sport handeln, wäre es sinnvoll die Pflanzen dann eben darauf einzuschwören. Es scheint sie aber nicht die Bohne zu interessieren. Vielleicht sollte ich auch nicht gleich mit den Börsenkursen anfangen. Das ist ja zum Glück für den Ein oder Anderen Menschen sogar noch todlangweilig!

Mittwoch, 20. Januar 2010

"merk-würdige" Dampfbäder



Ein ganz neues Erlebnis war das für unsere mediterranen Pflanzengäste, als es plötzlich neblig wurde im Glashaus. So ein Wetterphänomen kennt man als Pflanze vielleicht, wenn man ursprünglich in Italiens Poebene verwurzelt war. Aber ansonsten ist diesen Gewächsen Nebel ein genauso fremdartiges Erlebnis, wie Schnee. Da wir aber bestrebt sind, die südländischen Pflanzen in unserem Kultur- und Klimakreis nach bestem Wissen zu integrieren, hielten wir diese Nebelmaßnahme für besonders sinnvoll. Im Übrigen ist es auch für die Pflanzen eine willkommene Abwechslung in diesem doch etwas eintönigen Winterallerlei. Die Temperaturen in den Gewächshäusern bewegen sich knapp über den Gefrierpunkt. Von draußen dringt zwar Licht aber keine Sonne an die Pflanzen. Und alle sonst so quirligen, südländischen Gewächse, scheinen in eine meditative Form des Winterschlafs verfallen zu sein. Also tut eine kleine Dusche ganz gut. Wir Menschen besuchen im Winter gerne Gesundheitstempel, in denen wir uns von trocken heißen Saunatemperaturen bis hin zu mildwarmen Dampfbädern, den unterschiedlichsten Reinigungsriten unterziehen. Ähnliches sollten auch die Pflanzen mal erlebt haben. Außerdem nehmen diese winterschlafenden Gewächse in dieser Jahreszeit nicht so viel Feuchtigkeit über die Wurzel auf. Trinkfaul könnte man das bezeichnen. Um nun etwas mehr Flüssigkeit an sie heranzutragen, werden sie eben eingenebelt. Und sie scheinen sich recht wohl zu fühlen dabei.

Montag, 11. Januar 2010

Geduldiges Warten

Gut, dass man die Hanfpalmen nicht sehen kann. Mit Engelszungen musste ich an die Große hinreden, dass sie doch auch mal einen Winter draußen verbringen möge. Es sei garnicht schlimm. Immer an der frischen Luft, keine andere Pflanzen weit und breit die einem die in sich gekehrte Winterruhe versauen könnte. Außerdem immer im Kontakt mit der Außenwelt. Auf Tuchfühlung mit dem Winter sozusagen. Ob es nun meine Überzeugungskunst war, oder ob letztlich die Wintererfahrung der kleinen Schwesterpalme den Ausschlag gegeben hat, wir werden es wohl erst im Frühling erfahren. Jedenfalls sind beide Trachycarpus Palmen winterlich verpackt und mit einer Palmheizung ausgestattet den Münchner Winter über draußen und harren der Dinge die da kommen. Ich mag nichtmal unter das Isoliervlies schauen, nicht dass ich den ganzen Unmut über diese verrückte Idee mitten im Winter zu hören bekomme. Jetzt nutzt es sowieso nichts mehr. Die Häuser sind voll und die Palmen müssen dort bleiben wo sie sind und das Beste daraus machen. Ich glaube ja immer noch daran, dass ihnen der Winter eigentlich gefällt. Aber sie würden es nie im Leben zugeben. Denn Schnee will einfach nicht zu mediterranen Pflanzen passen. Kommendes Frühjahr werden wir mehr wissen.... und bis dahin heißt es: Warten!

Samstag, 9. Januar 2010

Kulinarischer Sommer


Die letzten Chilis, die ich für diesen Winter im Glashaus ernten konnte, wollten unbedingt mit den Avokados etwas unternehmen. Also ein sicheres Gefühl für Schönheit haben sie ja, die Italiener. Da legen sich die tiefroten, reifen Chilis der Sorte "Italiano" nicht mit Jedem in die Schüssel!! Und wenn man nun schonmal solch ein feuriges Temperament an den Tag legt, noch dazu bei dieser Saukälte, dann will man wenigstens in wohlwollender Gesellschaft verspeist werden. Da ist der Italiener wählerisch. Deshalb kann es kein Zufall sein, dass ausgerechnet jetzt die wunderbarsten Avokados aus Südspanien zu uns kommen. Und damit dürfen die beiden Mittelmeerbewohner ihre letzten Stunden gemeinsam erleben. Begleitet von hocharomatischem Schafskäse aus Griechenland, sowie einer wunderbar fruchtigen Zitrone - frisch aus dem Gewächshaus. Gut. Die scheint nun geographisch etwas aus dem Rahmen zu fallen. Aber ursprünglich - ihre Eltern, Großeltern - die findet man vermutlich immer noch in südlichen Gefilden. Außerdem waren sie hier in bester Gesellschaft mit den besagten Chilis. Und farblich mit den satt grünen Avokados und dem schneeweißen Schafskäse - ein Traum!! Ganz zu schweigen von dem Geschmack der Guacamole ähnlichen Mischung. Dazu ein geröstetes Weißbrot und eine Flasche Rotwein. So werde ich wohl dieses schmuddelige Eisregenwetter dieses Wochenende wunderbarst überstehen! Sicher! Und so gehts:
1 Zwiebel fein gehackt, 2 möglichst reife Avokados gewürfelt (oder zerbazt wenn sie schon zu weich sein sollten), zwei frische aromatische Chilis (meine eben aus dem Glashaus), dazu der Saft einer frischen Zitrone (wenn möglich aus der Gärtnerei) und etwa 100g Schafskäse gewürfelt. Dann schmeckt man das Ganze mit Salz und Pfeffer ab, ich geb noch ein wenig Zucker dazu. Und dann alles gut durchmischen. Mahlzeit!!

Freitag, 8. Januar 2010

Winterliche Erntezeit


Es musste einfach sein. Die Ingwerknollen sind inzwischen ausgereift und wollen, dass sich endlich was rührt, wenn sie sich schon so erwachsen fühlen. Die Chilis tragen Früchte, die aber leider nicht mehr ausreifen werden bis zum nächsten Sommer. Somit gab es gestern in der Gärtnerei eine Ingwerernte, sowie eine Ernte von Früchten erlesener Chili Sorten. Hauptsächlich waren da die grünen Jalapenos, die im sommergereiften Zustand ein wunderbar fruchtiges Aroma ergeben. Dazu die Espelette, eine Sorte aus dem Baskenland, die im ausgereiften Zustand ein fleischiges Fruchtfleisch besitzen und ein süßlich mildes Chili Aroma aufweisen. Dann noch ein paar Red Squash, die farblich so garnicht dazu passen wollten. Weil sie nämlich tatsächlich noch ausgereift sind unter der Hochwinterlichen Münchner Glashaussonne. Sie geben die nachdrückliche Schärfe in die Chutney Komposition, die heute morgen in meiner Küche entstand. Das Rezept liest sich zwar wie das einer mexikanischen Mole. Fast unübersichtlich viele Zutaten, verbunden mit scheinbar endloser Arbeit. Das ist aber nur bedingt zutreffend und schmeckt am Ende umso besser!
1Kilo möglichst grüne Chili, 200g Ingwer, 500g Ananas, 200g Rosinen, 500g Zwiebeln, 100g Knoblauch, 500ml Obstessig. 500g Zucker, 100g Salz, 3EL Koriandersamen, 2TLPiment, 2TLKardamom, 1TL Nelken und schon gehts los.
Knoblauch und Zwiebel würfeln und mit Olivenöl in einem Topf anschwitzen. Dann jeweils etwa zwei Drittel des Ingwer, der geschälten Ananas, der Rosinen und der Chili grob schneiden und zu den Zwiebeln geben. Den Essig dazu und aufkochen lassen. Mit einem Pürierstab zu Mus verarbeiten. Dann Zucker, Salz und gemörste Gewürze dazu geben, die restlichen Zutaten an Ingwer Ananas klein schneiden und mit den Rosinen zugeben. Alles einkochen lassen. Nicht mehr pürieren damit die Stücke erhalten bleiben.Anschließend heiß in Gläser abfüllen. Etwa eine Woche ziehen lassen und - Mahlzeit!! Elend gut! Wie lange die Haltbarkeit dieses Chutneys ist, kann ich leider nicht sagen, weils immer so schnell gegessen wird. Aber ich kann das Rezept wärmstens empfehlen. Auch wenn man das Chutney kalt isst.
Die entsprechenden Pflanzen für eine interessante Chili Komposition gibts ab nächsten Sommer wieder in der "merk-würdigen" Gärtnerei Kahl zu finden. Genauso die Ingwerpflanzen. Und wer schonmal wirklich frischen Ingwer probiert hat, der wird hier eine kleine Suchtwirkung auf diese Knolle nicht abstreiten können. Ein wunderbares Kocherlebnis!

Mittwoch, 6. Januar 2010

Motivationstraining mit Pflanzen

"Wir wollen den Pflanzen größtmögliche Transparenz zukommen lassen". Was sich so anhört wie ein politisches Statement ist der Versuch, unsere Pflanzen nicht darüber im Unklaren zu lassen wie wir Menschen sie in erster Linie sehen. Als Nutzpflanzen nämlich. Und dazu gehört naturgemäß auch, dass sie irgendwann in einem Kochtopf landen. Nun dachte ich, dass es ein sehr beeindruckendes Erlebnis für die Pflanzen wäre, wenn sie direkt mal bei einem Kochvorgang zusehen könnten. Das erste Einzeltraining durfte ein Zweig einer Citruspflanze absolvieren. Citrus mitis. Sauermandarine. Die ist eher robust gebaut. Für ein Citrusgewächs sehr genügsam! Meckert nicht, wächst still vor sich hin und gibt wunderbar aromatische Früchte. Sauer zwar, aber deshalb ja auch der Name. Das Feedback war allerdings alles andere als Motivationsfördernd. Ich fürchte ich muss meine Strategie nocheinmal überdenken.
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Montag, 4. Januar 2010

Nachweihnachtliche Aufklärung

Das war fast zu erwarten. Sie haben keine Ahnung von Weihnachten! Aber irgendwer muss dieses schöne glitzernde Geschenkpapier rausgezogen haben. Und jetzt natürlich großes Geschrei und "ich will auch ein Geschenk" und so....
Ja sogar Schleifchen wollen sie nun ins Geäst gebunden haben......
Am Ende möchten die auch noch die Sache mit Weihnachten erklärt haben. Und was das alles mit Geschenken zu tun haben soll!! Da tu ich mich ja selber schwer. Wie soll ich erklären, dass hier die Geburt eines Mannes gefeiert wird, von dem man nichtmal genau weiß wann er nun eigentlich gelebt hat. Und wie alt er nun wirklich geworden ist. Das ist zwar alles im religiösen Selbstverständnis eigentlich nicht so wichtig, aber für eine nach unserer Auffassung logischen Erklärung ist es elementar. Und dass sich eine Winterfreizeit für Kübelpflanzen mit solch christlichen Themen beschäftigen muss, das gab es auch noch nie in der Gärtnerei! Ich bin doch kein Pflanzentheologe!! Und Geschenkpapier will ich auch keines mehr sehen in den Glashäusern!!
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Sonntag, 3. Januar 2010

Immer diese Pflanzen





Es geht um unsere Pflanzengäste. Winterfreizeit in der Gärtnerei Kahl und alle Pflanzen sollten sich wohl fühlen. Dass es aber so manche Komplikationen gibt, mag zwar verwunderlich klingen, ist aber eigentlich ganz normal wenn man bedenkt, wie schwierig sich die Urlaubsreisen bei uns Menschen manchmal gestalten können. Also haben Pflanzen durchaus das Recht, ihre Anregungen und Kritiken in irgendeiner Form auszudrücken. Die Kunst des Gärtners und des Pflanzenbetreuers liegt nun darin, diese verklausulierten Äußerungen richtig zu deuten. Das kann manchmal recht anstrengend sein. Gärtner sei der schönste Beruf, den man sich vorstellen kann, sagt man. Immer an der frischen Luft, immer umgeben von Pflanzen, die Ruhe ausstrahlen, heißt es. All diese Vorurteile sollen hier mal ins rechte Licht gerückt werden. Und dass sich so mancher Gärtner zum Sozialpädagogen für pflanzliche Anliegen entwickelt, darüber hat noch niemand gesprochen. Und welche Geduld man braucht, wenn wiedermal das Gießwasser nicht die rechte Trinktemperatur hat, oder die Lüftung mal zu weit geöffnet ist un mal nicht. Der Einen Pflanze ziehts, die Andere bekommt Hitzewallungen. Darüber redet niemand! Und deshalb gehts in diesem Blog hauptsächlich darum. Pflanzenpflege ist mehr als ein bisschen Wasser und ein wenig Dünger.