Dienstag, 28. Dezember 2010

Saure Gurkenzeit


Kurze Tage, wenig Sonne, kalte Temperaturen..... ja wie soll sich denn da eine Pflanze aus dem sonnigen Süden wohl fühlen? Dazu noch ein Gärtner, der die Temperaturen in den Gewächshäusern kühl hält, damit die Pflanzen auch wirklich in Winterruhe verharren. Kurzum. Für die Pflanzengäste hier in der Winterfreizeit beginnt nun die Saure Gurken Zeit. Möglichst viel Ruhe. Die Gewächse werden die nächste Zeit einfach vor sich hin dösen und möchten bloß nicht belästigt werden! Ab und an etwas Wasser und das wars.
Auch ich erkläre mich mit den Pflanzen solidarisch und eröffne meine ganz persönliche Saure Gurken Zeit. Aus meiner reichen Gurkenernte diesen Sommer, wanderten viele Früchte in die Einmachgläser. Cetriolo Bianco zum Beispiel. Oder die weiße Salatgurke. Aber auch das Ei des Drachen finden sich nun inform von Essiggurken oder süßsauer eingelegten Gurken auf meinem Brotzeittisch wieder. Dazu ein selbst gebackenes Weißbrot, etwas Knoblauch und ein paar wunderbare Oliven aus eigener Ernte. Eine Kanne Tee mit dem sensationellen afrikanischen Hibiskus (Hibiscus sabdariffa). Und das winterliche Arbeitspausen Glück in der Gärtnerei ist perfekt. Dieser Hibiskus ärgert mich zwar seit Jahren, weil ich es einfach nicht schaffe, den in Kultur zu nehmen, um die wunderschönen Malvenpflanzen in meinem Pflanzenzirkus auf den Gartenmärkten zu präsentieren. Aber irgendwann werde ich hoffentlich hinter das Geheimnis dieser exotischen Malvenart geführt. Bis dahin bleibts bei meinen Gurken und dem Hibiskus Tee aus dem Teeladen.

Samstag, 18. Dezember 2010

Dunkle Winterzeit


Damit war zu rechnen. Die ersten Beschwerden der Überwinterungsgäste trudeln ein. Es wäre doch eine Zumutung, dass ich das Sonnenlicht aussperren würde. Einen Platz im sonnigen Glashaus hätten sie gebucht. Und nicht eine dunkle Fabrikhalle. Ja bin ich denn Wettergott? Mich nervt es ja selber, dass sich die Sonne seit Tagen nicht mehr zeigt. Und wenn sie es tut, dann ist durch diese weiße Schneeschicht, die sich wie ein Isolierputz auf die Glasscheiben gelegt zu haben scheint, kein erscheinendes Durchkommen möglich. Die Wintergäste stehen derzeit also wie im Inneren eines Iglus. Da fällt mir wieder ein, dass es in Finnland ein Hotel geben soll, welches komplett aus Eis gebaut ist. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, wie man in einer Badewanne aus Eis ein entspanntes Bad nehmen kann, aber da die Pflanzen mit Vollbädern eh nichts am Hut haben, verwerfe ich diese Frage auch gleich wieder. Dass aber Pflanzen aus subtropischen Lebensräumen einmal mit dem Gefühl in Berührung kommen dürfen, in einer arktischen Umgebung zu wachsen, ist sicher ein besonderes Special dieser Winterfreizeit und wird den Gewächsen in unauslöschlicher Erinnerung bleiben. Noch in vierhundert Jahren werden die Olivenbäume beispielsweise davon erzählen, wie es damals war, als sie noch jung und sechzigjährig waren. Und von ihren Herrschaften immer auf eine Winterfreizeit geschickt wurden, wo die Winter noch Winter waren und wo sie ständig mit scheinbar gesunden Pflanzentees besprüht wurden. Damals eben.....

Dabei stehen diese Pflanzenstärkungsanwendungen noch bevor. Zunächst mal sollte der Winter ein wenig gnädiger werden. Für den Spaßfaktor einer freizeitgeplagten Generation mag es ja durchaus ein Gewinn sein wenn es schneit. Ich hingegen sehne mir in solchen Momenten der eisigen Kälte eine wenigstens regionale Klimaerwärmung herbei. Muss ja nicht gleich Global sein. Aussuchen kann man es sich aber ja zum Glück doch nicht. Somit bleibt es zunächst mal wie es ist. Saukalt und für die Pflanzen alles andere als gemütlich. Die Aussichten sind der Jahreszeit entsprechend nicht rosig. Nun kommt erstmal die dunkelste Zeit des Jahres mit langen Nächten und kurzen Tagen. Und erst ab Anfang Februar kann man sich mit den Pflanzen wieder über ihre nächsten Urlaubspläne für den kommenden Sommer unterhalten. Bis dahin bleibt die einzige Abwechslung für die Pflanzen das Brummen der Heizung. Immer wieder ein warmes Lüftchen, dass die Blätter der Wintergäste umschmeichelt. Dies schafft eine entspannte Atmosphäre und bringt den Pflanzen eine gewisse Gelassenheit, die sie sicher brauchen werden in den kommenden Wochen.

Mittwoch, 15. Dezember 2010

Winterruhe


Draußen ist es tief verschneit und in den Gewächshäusern macht sich ein klein wenig Langeweile unter den Überwinterungsgästen breit. Pflanzen gehen nunmal nicht in die Stadt um Weihnachtseinkäufe zu tätigen. Sie kommen auch nicht in Versuchung, all die ganzen Weihnachtsmärkte abzuklappern auf der Suche nach dem besten Glühwein. Für die mediterranen Gewächse ist die Weihnachtszeit verbunden mit Ruhe. Manche Pflanzen lassen vor lauter innerer Einkehr sogar all ihre Blätter fallen. Für die meisten Pflanzen allerdings kommen jetzt die längsten Nächte und damit beginnt für sie der Wettlauf nach dem lebensspendenden Licht. Alle Blätter werden ausgebreitet, so gut es eben geht. Ja kein Lichtstrahl sollte verloren gehen. In den Glashäusern aber, die nur an der Frostgrenze erwärmt sind, dort scheinen die Pflanzen zu schlafen. Kein Laut. Nur das brummen der Heizung ist zu hören. Jetzt bloß nicht hektisch durchs Glashaus laufen, damit die Wintergäste nicht geweckt werden. Nur der Rosmarin..... Blue Lagoon so heißt die Sorte. Der blüht! So ein schmarrn! Das kann ich garnicht leiden wenn die Pflanzen in Winterruhe unbedingt meinen, sie müssten um diese Zeit den Bär tanzen lassen! Und im Frühjahr ist dann Katerstimmung. Nicht ausgeschlafen, keine Kraft um hübsch zu blühen und ständig dahin kränkeln. Das ist wie bei den Menschen, die nach der Arbeit und am Wochenende an den Glühweinständen der Weihnachtsmärte rumhängen und am nächsten Montag sind dann alle krank. Den Rosmarin stell ich jedenfalls mal ins Freie. Damit er zur Besinnung kommt. Und hoffentlich spricht sich das Erlebnis dann im Gewächshaus herum. Ohne Worte versteht sich. Denn Pflanzen sind ja auch nur Menschen.

Samstag, 11. Dezember 2010

Wieder mittendrin


Bis man es sich versieht, ist es wieder Winter und alles scheint beim Alten zu sein. Nein. Wir schreiben (noch) das Jahr 2010 und in meinen Glashäusern tummeln sich wieder alte Bekannte. Alt auch. Obwohl sich der Begriff Alter bei den Pflanzen völlig anders definiert als bei uns Menschen. Bei den Pflanzen zum Beispiel steigen mit zunehmendem Alter Wert und Ansehen. Außerdem ist ein -sagen wir mal- 50jähriger Olivenbaum gerade mal so aus dem Gröbsten raus, wie wir Eltern gerne mal sagen wenn die Kinder so was ähnliches wie Erwachsen werden. Und daher kann ein jugendlicher Olivenbaum mit 50 Jahren noch keinesfalls irgendetwas über Rente hören. Der will raus! Der will was erleben! Da ist er hier in der Winterfreizeit für Überwinterungsgewächse allerbestens aufgehoben. Da steht er unter Gleichgesinnten. Lorbeer, Eukalyptus, Oleander oder aber auch Orangenbäume leisten dem Jungspund Gesellschaft. Hier kann er sich so richtig austoben.... im Stehen versteht sich. Außerdem sind die Bewegungen etwas langsamer, als wir Menschen das gewohnt sind. Das sieht man nicht gleich auf den ersten Blick, wenn ein Trieb wächst! Insgesamt aber hat die Aufgabe Baum zu sein, schon etwas Aufregendes. Also ich meine im pflanzlichen Sinne. Man muss es nämlich schon aushalten können, einfach so herumzustehen.
Deshalb will ich mir für meine Wintergäste in der Gärtnerei, auch dieses Jahr wieder so einiges einfallen lassen. Und Sie können mit dabei sein. Ich versuche alle Aktivitäten an dieser Stelle zu veröffentlichen - zu posten, wie der Bayer sagt.... nein Prosten sagt der Bayer. Posten ist dann wohl wieder etwas Anderes. Jedenfalls lasse ich Sie nicht im Unklaren darüber, was denn so alles in der Winterfreizeit für Kübelpflanzen so passiert..... in der "merk-würdigen" Gärtnerei Kahl