Samstag, 11. Februar 2012

Eiszeit





Seit Tagen geht das nun schon so, dass ich von meinen Pflanzengästen immer wieder gefragt werde, was denn nun los sei, da draußen! Gemeint ist wohl die eisige Wetterlage und damit verbunden natürlich auch die Tatsache, dass in den Gewächshäusern die Lüftung garnicht mehr aufgehen mag. Stattdessen laufen die Heizungen auf Hochtouren. Die mediterranen Gewächse stehen ganz entspannt im Glashaus, erwachen langsam aus ihrer winterlichen Starre und wundern sich, dass nicht alles eitel Sonnenschein um sie herum ist. Wo sie doch nun gerne einen auf Frühling machen wollten! Ja bin ich ein Wettermacher?!! Ich bräuchte dieses Winterwetter nicht!!!
Wenn es nach mir gegangen wäre, dann hätten wir den winterlichen Vorfrühling der vergangenen Monate ruhig weiter pflegen können. Meinetwegen bis Ende März. Und ab dann Sommer! Also an mir sollte es nicht liegen! Stattdessen wieder diese ewigen Unmutsäußerungen. Nicht mal eine Beschwerde, nur immer wieder ein ganz subtiler Seitenhieb der Pflanzen. Eine kleine Spitze. Da fällt mal wieder ein Schwall Blätter vom Olivenbaum, dort wieder braune Blatttupfer am Oleander. Ein untrügliches Zeichen, dass es manchen Pflanzen nun zu lang wird. Winterfreizeit schön und gut, aber nun ist es genug, so in etwa kann ich dieses hintergründige Gegrummel interpretieren. Aber anstatt sie Ihren Unmut klar äußern, kommen die Pflanzen von hinten. Und obgleich ich es schon gewohnt bin, jedes Jahr im Februar/März das Gleiche, so kann ich diese Art der Unzufriedenheit immer noch nicht gelassen hinnehmen. Ich tu so, als hätte ich nichts bemerkt und kümmere mich weiter um die Pflanzengäste, wie gewohnt. Schneiden, ausputzen, gießen und seit Kurzem auch wieder düngen. Auch homöopathisch hab ich angefangen, manche Gewächse zu behandeln. Zwar experimentiere ich im Moment nur an meinen eigenen Pflanzen damit. Aber es kann sich sicher ausweiten, wenn ich mal Erfahrung gesammelt habe. Vielleicht find ich dann auch mal ein Komplexmittel für depressive Pflanzengäste, damit sich nicht immer diese miese Grundstimmung einstellt im späten Winter.

Aber irgendwann wechselt das Wetter sein Gesicht und plötzlich ist auch bei den Pflanzen wieder alles Sonnenschein. Alles wächst und gedeiht wie der Teufel und ich komm mit der Pflege kaum noch hinterher. Auch das ist jedes Jahr das Selbe. Und trotzdem freut es mich immer wieder, dass meine Wintergäste in der Gärtnerei über eine lange Zeit so eine Ruhe ausstrahlen, dass es kaum auszuhalten ist. Naja, und dass es dann auch mal gut ist, mit der gleichmüten herumsteherei, das kann ich irgendwo dann auch verstehen.
Den Pflanzengästen geht es trotz aller Meckereien gut, sie erwachen langsam aus ihrer Winterlethargie und erwarten nun das übliche Wellness Programm für die nächsten Wochen. Genügend Wasser, viel Dünger zur allgemeinen Stärkung und dann und wann eine kleine Ungeziefer Behandlung mit pflanzlichen Mitteln. Ob die Pflanze im Allgemeinen kannibalistische Gedanken hegt, wenn sie mit Pflanzentees besprüht wird, entzieht sich noch meiner Kenntnis. Ein interessanter Gedanke wäre dies aber allemal.