Freitag, 29. Januar 2010

Kontrolle



Gestern hatten wir Besuch in der Gärtnerei. Ein freundlicher Kontrolleur der Berufsgenossenschaft inspizierte die Gewächshäuser. Und nun stehe ich zu meiner Überraschung vor völlig empörten Pflanzen, die sich beschweren warum "der Herr" nur immer auf die Heizung und die Stromkabel geschaut hat. Sogar der Feuerlöscher im Glashaus fand bei dem Besuch mehr Beachtung als die mächtigste Olive vor Ort. Ich versuchte den Gewächsen den Sinn dieses Kontrollbesuchs zu erklären. Dass dies etwas mit Sicherheit zu tun hätte und es ja letztlich auch ihnen zu Gute käme wenn alles in Ordnung sei. Recht überzeugend war ich in meiner Argumentation leider nicht. Ich glaube, der Besuch hat das Vertrauen der Pflanzen in meine Arbeit nicht gestärkt. Kein Wunder, sieht es doch so aus, als müsste eine Person von Außen darüber befinden, ob ich mich sicher fühlen darf oder nicht. Für Pflanzen ist es eben schwer zu verstehen, dass wir Menschen immer mehr dazu übergehen Gesetze zu schaffen, die uns vor unserem eigenen Handeln schützen sollen. Gesetze die wissen, was für jeden Einzelnen von uns gut ist. Viele Menschen sehen möglicherweise diesen Schutz als Sicherheit vor den großen unbekannten Gefahren, welche in dieser weiten Welt auf uns lauern. Und das offensichtlich Schöne daran scheint zu sein, dass es immer mehr Gefahren und demnach mehr Gesetze werden! Somit wird in der Summe unser Leben immer sicherer!
Dies alles werde ich den Gewächsen vorenthalten. Denn bisher genieße ich bei den Pflanzen schon eine gewisse Autorität. Wenn ich denen aber von unserer menschlichen Art nach Sicherheit zu streben erzähle, mache ich mich nur zum Gespött bei den Pflanzen. Also will ich in diesem Fall bei den Gewächsen mit einer kleinen Geschichte aufwarten und denen von meinem Gast erzählen, der dachte die Stromkabel wären unachtsam weggeschnittene Äste, die Feuerlöscher stellten außergewöhnliche Blüten dar und die Heizungen seien eine ganz besondere Art eines Eisenkrauts. Aber eigentlich hoffe ich, dass die den Besuch bald wieder vergessen. Damit wieder Ruhe einkehrt in unserer Winterfreizeit für Kübelpflanzen.

Dienstag, 26. Januar 2010

Frühstart?

Draußen Nebel, Schnee und Dauerfrost. Aber in den Gewächshäusern beginnen die ersten Saaten zu keimen und zu sprießen. Die Kunst ist es nun so zu tun, als wäre draußen schon der Frühling ausgebrochen. Am Ende schrecken sich die Kleinen beim Anblick dieses winterlichen Trauerspiels da draußen. Pflanzen sind nunmal keine Wintersportler und halten auch nichts von Wanderungen im Schnee oder Glühwein auf dem tiefgefrorenem See. Die möchten nichts anderes als Licht zum wachsen und angenehme Temperaturen um zu gedeihen und sich wohl zu fühlen.

Der nächste Schritt bringt die kleinen Pflänzchen aus der kuschelig warmen Saatkistenkinderstube in richtige Töpfe. Darauf ist jede Pflanze stolz. Bedeutet dies doch ein gewisses erwachsen werden für jedes Gewächs. Sie bekommen nun ihren eigenen Lebensraum. Jeder darf einen Topf für sich beanspruchen. Ab hier wirds für den Gärtner richtig anstrengend. Weil jetzt gehts los, dass jede Pflanze etwas zu maulen hat. Der Einen ist es zu kalt, die andere möchte bitte noch ein Schlückchen Wasser. Wieder andere drängeln sich im Wachstum vor und verdrängen somit ihre Nachbarn, die eben nicht ganz so schnell wachsen. Da ist einfach keine Ruhe im Glashaus!
Um die jugendlichen Gewächse schonmal aufs Leben vorzubereiten, versuchen wir ihnen von Anbeginn einen Schuss Bildung mitzugeben. Hierzu werden Zeitungsartikel in die jeweiligen Kisten gelegt, in denen die Pflanzen bis auf weiteres stehen. Wir versprechen uns davon eine kulturelle Vorbereitung der Pflänzchen auf ihr späteres Erwachsenen Leben. Es wäre ja peinlich, wenn die Gewächse den Gesprächen von uns Menschen lauschen würden und keine Ahnung hätten worum es dort geht. Und nachdem wir Menschen immer weniger über die Zusammenhänge der natürlichen Abläufe zu berichten haben und die Gesprächsthemen fast ausschließlich von Wirtschaft, Kultur und Sport handeln, wäre es sinnvoll die Pflanzen dann eben darauf einzuschwören. Es scheint sie aber nicht die Bohne zu interessieren. Vielleicht sollte ich auch nicht gleich mit den Börsenkursen anfangen. Das ist ja zum Glück für den Ein oder Anderen Menschen sogar noch todlangweilig!

Mittwoch, 20. Januar 2010

"merk-würdige" Dampfbäder



Ein ganz neues Erlebnis war das für unsere mediterranen Pflanzengäste, als es plötzlich neblig wurde im Glashaus. So ein Wetterphänomen kennt man als Pflanze vielleicht, wenn man ursprünglich in Italiens Poebene verwurzelt war. Aber ansonsten ist diesen Gewächsen Nebel ein genauso fremdartiges Erlebnis, wie Schnee. Da wir aber bestrebt sind, die südländischen Pflanzen in unserem Kultur- und Klimakreis nach bestem Wissen zu integrieren, hielten wir diese Nebelmaßnahme für besonders sinnvoll. Im Übrigen ist es auch für die Pflanzen eine willkommene Abwechslung in diesem doch etwas eintönigen Winterallerlei. Die Temperaturen in den Gewächshäusern bewegen sich knapp über den Gefrierpunkt. Von draußen dringt zwar Licht aber keine Sonne an die Pflanzen. Und alle sonst so quirligen, südländischen Gewächse, scheinen in eine meditative Form des Winterschlafs verfallen zu sein. Also tut eine kleine Dusche ganz gut. Wir Menschen besuchen im Winter gerne Gesundheitstempel, in denen wir uns von trocken heißen Saunatemperaturen bis hin zu mildwarmen Dampfbädern, den unterschiedlichsten Reinigungsriten unterziehen. Ähnliches sollten auch die Pflanzen mal erlebt haben. Außerdem nehmen diese winterschlafenden Gewächse in dieser Jahreszeit nicht so viel Feuchtigkeit über die Wurzel auf. Trinkfaul könnte man das bezeichnen. Um nun etwas mehr Flüssigkeit an sie heranzutragen, werden sie eben eingenebelt. Und sie scheinen sich recht wohl zu fühlen dabei.

Montag, 11. Januar 2010

Geduldiges Warten

Gut, dass man die Hanfpalmen nicht sehen kann. Mit Engelszungen musste ich an die Große hinreden, dass sie doch auch mal einen Winter draußen verbringen möge. Es sei garnicht schlimm. Immer an der frischen Luft, keine andere Pflanzen weit und breit die einem die in sich gekehrte Winterruhe versauen könnte. Außerdem immer im Kontakt mit der Außenwelt. Auf Tuchfühlung mit dem Winter sozusagen. Ob es nun meine Überzeugungskunst war, oder ob letztlich die Wintererfahrung der kleinen Schwesterpalme den Ausschlag gegeben hat, wir werden es wohl erst im Frühling erfahren. Jedenfalls sind beide Trachycarpus Palmen winterlich verpackt und mit einer Palmheizung ausgestattet den Münchner Winter über draußen und harren der Dinge die da kommen. Ich mag nichtmal unter das Isoliervlies schauen, nicht dass ich den ganzen Unmut über diese verrückte Idee mitten im Winter zu hören bekomme. Jetzt nutzt es sowieso nichts mehr. Die Häuser sind voll und die Palmen müssen dort bleiben wo sie sind und das Beste daraus machen. Ich glaube ja immer noch daran, dass ihnen der Winter eigentlich gefällt. Aber sie würden es nie im Leben zugeben. Denn Schnee will einfach nicht zu mediterranen Pflanzen passen. Kommendes Frühjahr werden wir mehr wissen.... und bis dahin heißt es: Warten!

Samstag, 9. Januar 2010

Kulinarischer Sommer


Die letzten Chilis, die ich für diesen Winter im Glashaus ernten konnte, wollten unbedingt mit den Avokados etwas unternehmen. Also ein sicheres Gefühl für Schönheit haben sie ja, die Italiener. Da legen sich die tiefroten, reifen Chilis der Sorte "Italiano" nicht mit Jedem in die Schüssel!! Und wenn man nun schonmal solch ein feuriges Temperament an den Tag legt, noch dazu bei dieser Saukälte, dann will man wenigstens in wohlwollender Gesellschaft verspeist werden. Da ist der Italiener wählerisch. Deshalb kann es kein Zufall sein, dass ausgerechnet jetzt die wunderbarsten Avokados aus Südspanien zu uns kommen. Und damit dürfen die beiden Mittelmeerbewohner ihre letzten Stunden gemeinsam erleben. Begleitet von hocharomatischem Schafskäse aus Griechenland, sowie einer wunderbar fruchtigen Zitrone - frisch aus dem Gewächshaus. Gut. Die scheint nun geographisch etwas aus dem Rahmen zu fallen. Aber ursprünglich - ihre Eltern, Großeltern - die findet man vermutlich immer noch in südlichen Gefilden. Außerdem waren sie hier in bester Gesellschaft mit den besagten Chilis. Und farblich mit den satt grünen Avokados und dem schneeweißen Schafskäse - ein Traum!! Ganz zu schweigen von dem Geschmack der Guacamole ähnlichen Mischung. Dazu ein geröstetes Weißbrot und eine Flasche Rotwein. So werde ich wohl dieses schmuddelige Eisregenwetter dieses Wochenende wunderbarst überstehen! Sicher! Und so gehts:
1 Zwiebel fein gehackt, 2 möglichst reife Avokados gewürfelt (oder zerbazt wenn sie schon zu weich sein sollten), zwei frische aromatische Chilis (meine eben aus dem Glashaus), dazu der Saft einer frischen Zitrone (wenn möglich aus der Gärtnerei) und etwa 100g Schafskäse gewürfelt. Dann schmeckt man das Ganze mit Salz und Pfeffer ab, ich geb noch ein wenig Zucker dazu. Und dann alles gut durchmischen. Mahlzeit!!

Freitag, 8. Januar 2010

Winterliche Erntezeit


Es musste einfach sein. Die Ingwerknollen sind inzwischen ausgereift und wollen, dass sich endlich was rührt, wenn sie sich schon so erwachsen fühlen. Die Chilis tragen Früchte, die aber leider nicht mehr ausreifen werden bis zum nächsten Sommer. Somit gab es gestern in der Gärtnerei eine Ingwerernte, sowie eine Ernte von Früchten erlesener Chili Sorten. Hauptsächlich waren da die grünen Jalapenos, die im sommergereiften Zustand ein wunderbar fruchtiges Aroma ergeben. Dazu die Espelette, eine Sorte aus dem Baskenland, die im ausgereiften Zustand ein fleischiges Fruchtfleisch besitzen und ein süßlich mildes Chili Aroma aufweisen. Dann noch ein paar Red Squash, die farblich so garnicht dazu passen wollten. Weil sie nämlich tatsächlich noch ausgereift sind unter der Hochwinterlichen Münchner Glashaussonne. Sie geben die nachdrückliche Schärfe in die Chutney Komposition, die heute morgen in meiner Küche entstand. Das Rezept liest sich zwar wie das einer mexikanischen Mole. Fast unübersichtlich viele Zutaten, verbunden mit scheinbar endloser Arbeit. Das ist aber nur bedingt zutreffend und schmeckt am Ende umso besser!
1Kilo möglichst grüne Chili, 200g Ingwer, 500g Ananas, 200g Rosinen, 500g Zwiebeln, 100g Knoblauch, 500ml Obstessig. 500g Zucker, 100g Salz, 3EL Koriandersamen, 2TLPiment, 2TLKardamom, 1TL Nelken und schon gehts los.
Knoblauch und Zwiebel würfeln und mit Olivenöl in einem Topf anschwitzen. Dann jeweils etwa zwei Drittel des Ingwer, der geschälten Ananas, der Rosinen und der Chili grob schneiden und zu den Zwiebeln geben. Den Essig dazu und aufkochen lassen. Mit einem Pürierstab zu Mus verarbeiten. Dann Zucker, Salz und gemörste Gewürze dazu geben, die restlichen Zutaten an Ingwer Ananas klein schneiden und mit den Rosinen zugeben. Alles einkochen lassen. Nicht mehr pürieren damit die Stücke erhalten bleiben.Anschließend heiß in Gläser abfüllen. Etwa eine Woche ziehen lassen und - Mahlzeit!! Elend gut! Wie lange die Haltbarkeit dieses Chutneys ist, kann ich leider nicht sagen, weils immer so schnell gegessen wird. Aber ich kann das Rezept wärmstens empfehlen. Auch wenn man das Chutney kalt isst.
Die entsprechenden Pflanzen für eine interessante Chili Komposition gibts ab nächsten Sommer wieder in der "merk-würdigen" Gärtnerei Kahl zu finden. Genauso die Ingwerpflanzen. Und wer schonmal wirklich frischen Ingwer probiert hat, der wird hier eine kleine Suchtwirkung auf diese Knolle nicht abstreiten können. Ein wunderbares Kocherlebnis!

Mittwoch, 6. Januar 2010

Motivationstraining mit Pflanzen

"Wir wollen den Pflanzen größtmögliche Transparenz zukommen lassen". Was sich so anhört wie ein politisches Statement ist der Versuch, unsere Pflanzen nicht darüber im Unklaren zu lassen wie wir Menschen sie in erster Linie sehen. Als Nutzpflanzen nämlich. Und dazu gehört naturgemäß auch, dass sie irgendwann in einem Kochtopf landen. Nun dachte ich, dass es ein sehr beeindruckendes Erlebnis für die Pflanzen wäre, wenn sie direkt mal bei einem Kochvorgang zusehen könnten. Das erste Einzeltraining durfte ein Zweig einer Citruspflanze absolvieren. Citrus mitis. Sauermandarine. Die ist eher robust gebaut. Für ein Citrusgewächs sehr genügsam! Meckert nicht, wächst still vor sich hin und gibt wunderbar aromatische Früchte. Sauer zwar, aber deshalb ja auch der Name. Das Feedback war allerdings alles andere als Motivationsfördernd. Ich fürchte ich muss meine Strategie nocheinmal überdenken.
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Montag, 4. Januar 2010

Nachweihnachtliche Aufklärung

Das war fast zu erwarten. Sie haben keine Ahnung von Weihnachten! Aber irgendwer muss dieses schöne glitzernde Geschenkpapier rausgezogen haben. Und jetzt natürlich großes Geschrei und "ich will auch ein Geschenk" und so....
Ja sogar Schleifchen wollen sie nun ins Geäst gebunden haben......
Am Ende möchten die auch noch die Sache mit Weihnachten erklärt haben. Und was das alles mit Geschenken zu tun haben soll!! Da tu ich mich ja selber schwer. Wie soll ich erklären, dass hier die Geburt eines Mannes gefeiert wird, von dem man nichtmal genau weiß wann er nun eigentlich gelebt hat. Und wie alt er nun wirklich geworden ist. Das ist zwar alles im religiösen Selbstverständnis eigentlich nicht so wichtig, aber für eine nach unserer Auffassung logischen Erklärung ist es elementar. Und dass sich eine Winterfreizeit für Kübelpflanzen mit solch christlichen Themen beschäftigen muss, das gab es auch noch nie in der Gärtnerei! Ich bin doch kein Pflanzentheologe!! Und Geschenkpapier will ich auch keines mehr sehen in den Glashäusern!!
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Sonntag, 3. Januar 2010

Immer diese Pflanzen





Es geht um unsere Pflanzengäste. Winterfreizeit in der Gärtnerei Kahl und alle Pflanzen sollten sich wohl fühlen. Dass es aber so manche Komplikationen gibt, mag zwar verwunderlich klingen, ist aber eigentlich ganz normal wenn man bedenkt, wie schwierig sich die Urlaubsreisen bei uns Menschen manchmal gestalten können. Also haben Pflanzen durchaus das Recht, ihre Anregungen und Kritiken in irgendeiner Form auszudrücken. Die Kunst des Gärtners und des Pflanzenbetreuers liegt nun darin, diese verklausulierten Äußerungen richtig zu deuten. Das kann manchmal recht anstrengend sein. Gärtner sei der schönste Beruf, den man sich vorstellen kann, sagt man. Immer an der frischen Luft, immer umgeben von Pflanzen, die Ruhe ausstrahlen, heißt es. All diese Vorurteile sollen hier mal ins rechte Licht gerückt werden. Und dass sich so mancher Gärtner zum Sozialpädagogen für pflanzliche Anliegen entwickelt, darüber hat noch niemand gesprochen. Und welche Geduld man braucht, wenn wiedermal das Gießwasser nicht die rechte Trinktemperatur hat, oder die Lüftung mal zu weit geöffnet ist un mal nicht. Der Einen Pflanze ziehts, die Andere bekommt Hitzewallungen. Darüber redet niemand! Und deshalb gehts in diesem Blog hauptsächlich darum. Pflanzenpflege ist mehr als ein bisschen Wasser und ein wenig Dünger.