Freitag, 7. Dezember 2012

Neugierige Wintergäste

Kaum zu glauben. Im Allgemeinen vermuten Menschen, die sich auch nur in Ansätzen mit dem Seelenleben von Pflanzen beschäftigen (oder wenigstens tief im Innersten die Existenz eines Selbigen zulassen können), ein im Verhältnis zum Menschen eher träges Reaktionsverhalten auf all die äußeren Einflüsse, die sich um diese geheimnisvollen Kreaturen herum abspielen. Aber neugierig sind sie doch! Und das auch noch ziemlich zeitnah! Zugegeben, es ist ein Bluegum. Also um genau zu sein, ein Eucalyptus globulus ssp. bicostata. Die Vorfahren stammen aus Australien, was auch auf ein trinkfestes Wesen hin schließen lässt, was man zumindest den Menschen Downunder nachsagt. Und nachdem Pflanzen meist auch nur Menschen sind, verhält es sich bei dieser Eukalyptus Art ähnlich. Säuft wie ein Loch (überwiegend Münchner Wasser), scheint stets gut gelaunt zu sein, obwohl ich immer wieder die langen Triebe die er im Sommer zum Vorschein bringt, hemmungslos abschneide, und drückt nun sogar seine graublauen Eukalyptus Blätter scheinbar neugierig an die Fensterscheiben um zu sehen, wie die Schneeflocken da draußen durch die Lüfte tanzen. Mitten im Winter also!
Vielleicht entpuppt sich bei Pflanzen sogar eine bisher unentdeckte Eigenart des Kommunikationsbedürfnisses? Damit könnte man ganze Stammtische begrünen und selbst introvertierte Personen oder welche mit autistischen Zügen würden sich in den Gärtnereien unserer Republik mit neuen Gesprächspartnern eindecken.
Nonverbale Kommunikation funktioniert unter Menschen ja oft unter langjährig verheirateten Partnern, die gemeinsam einen Restaurant besuchen. Hier könnte eine unauffällige Tischpflanze enorm zu einer Belebung des meist nicht existierenden Gespräches beitragen. Den gärtnerischen Geschäftsideen sind praktisch keine Grenzen gesetzt. Und das alles nur wegen eines Eukalyptus Baumes, der das Schneetreiben hinter geschützten Glashaus Wänden scheinbar außerordentlich interessiert verfolgt. Trotzdem hoffe ich auf einen insgesamt milden Winter. Von den Pflanzen kann ich lernen, dass es ja eh so kommt wie es kommt. Ich übe mich weiterhin in Geduld.

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