Mittwoch, 20. Februar 2013

Jahrhundert Ernte


Unbemerkt vom hartnäckig vor sich dahin dümpelnden Winter ernte ich die Baumwolle meiner Baumwollgewächse, die sich wirklich tapfer schlagen, durch diesen mehr als trüben und lichtkargen Winterschmarrn (eine hochdeutsche Entsprechung fällt mir für diesen Ausdruck leider nicht ein). Ich möchte behaupten, dass sich in meiner Gärtnerei das größte Baumwollanbaugebiet Bayerns, vielleicht sogar Deutschlands befindet. Das Brutto Erntegewicht beträgt stattliche 380g. Nun hab ich mal kurzfristig überlegt, ob ich meine Rekordernte nicht vielleicht auf der Warenterminbörse in Chicago anbieten sollte. Jedoch sind diese Handelsplattformen wie zu hören und zu lesen war, mehr und mehr von Finanzspekulanten durchsetzt, die zwar für Baumwollproduzenten wie mich einen guten Verkaufserlös erzielen, dafür aber aus ethischen Gründen ziemlich fragwürdig sind. Darum halte ich mich fern von internationalen Geschäften und beschränke mich auf die lokale Präsenz meiner Pflanzen. Und um den Großraum München nicht mit einem Rohstoffangebot an eigen produzierter Baumwolle inflationär zu überschwemmen, werde ich meine Ernte für mich behalten. Die Samen wieder zur Saat auslegen und die gewonnene Wolle allerbestenfalls zu einem Topflappen verhäkeln. Man soll ja nichts übertreiben und vielleicht ist es doch besser, sich in Bescheidenheit zu üben. Toll find ich es trotzdem!

Dienstag, 15. Januar 2013

Nur die Sonne

Heute musste ich den Pflanzen im Gewächshaus erklären, von welcher Erscheinung sie da für kurze Zeit so geblendet wurden. Es war nur die Sonne. Man könnte meinen, der Planet Erde wäre schon am Erstarren. Die Sonne, so könnte man vermuten, ist etwas früher dran und kühlt schon jetzt merklich ab. Ein Phänomen, welches die Wissenschaft in etwa 6 Mrd. Jahren auf uns zukommen sieht. Naja, vielleicht nicht direkt auf uns. Die Tatsache nämlich, dass wir uns mit Hilfe der hoch verehrten technischen Errungenschaften uns derart beschleunigen deutet eher darauf hin, dass wir uns mit Hife fossiler Energieträger allerschnellst von der Erde weg erfinden. Übrig bleiben dann die Pflanzen, ein paar Tiere und Moose, Algen und Flechten vielleicht. Also 6 Mrd. Jahre und dann etwas beschleunigt.... das könnte schon hinhauen. Das Abkühlen der Sonne meine ich. Vielleicht aber bin ich auch bloß mangels ausreichend Tageslicht einer winterlichen Spätherbstdepression verfallen und kann die Dinge derzeit nicht objektiv betrachten. Wer kann aber schon objektiv sein? Nicht mal den Pflanzen scheint das zu gelingen. Die Zitronenblüten fangen an zu faulen und wollen dringendst geputzt werden. Die Oleander Blüten beginnen zu schimmeln und möchten baldmöglichst geschnitten werden. Die Oliven werfen allwinterlich ihre Blätter von sich, als hätten sie gerade bemerkt, dass sie sich in einem Textilfreien - oh pardon - Blattfreien Raum aufhalten.

Auch die mediterranen Pflanzen leiden unter dem graugräulichem Wetter. Und es gibt für mich alle Hände voll zu tun, um die Gewächse zu hätscheln, zu pflegen und bei Laune zu halten. Ich eigne mich zwar nicht zum Entertainer, aber zum Glück stellen die Gewächse diesbezüglich keine hohen Ansprüche. Einfach nur da sein und nichts sagen. Diese Art der Zuwendung widerstrebt zwar meinem gärtnerischen Ideal, aber ich sehe es schon wieder kommen, dass in einem Monat die ganze Wintertristesse vergessen ist und die Gewächse nun schnellstmöglich nach allem verlangen, was die gärtnerische Fürsorge zu bieten hat. Bis dahin scheint alles unter einem dichten Wolkenschleier begraben zu sein. Im Moment aber schlafen alle mediterranen Pflanzengäste. Zumindest aber dösen sie. Ich verhalte mich wie gewünscht ruhig und bin genervt von dem Arschig blöden Winterwetter. Ich verspreche den Pflanzen sonnige Besserung in Kürze, ohne näher zu benennen, wie diese besagte Kürze denn aussehen mag. Leicht ist es nicht, Gärtner zu sein!

Dienstag, 11. Dezember 2012


Als Gärtner der sich mit "merk-würdigen" Nutzpflanzen beschäftigt, ist das fast schon eine Offenbarung. Citrus hystrix, oder anders gesagt Kaffir Limetten, mit soooo einer reichlichen Fruchternte! Kaffirlimetten finden bevorzugt in der Thailändischen Küche Verwendung und dort auch meist ausschließlich inform der Blätter. Das Aroma kann man mit zitronig herb beschreiben. Muffig würde ich eher sagen. Aber, wie so viele Würzzutaten ergibt sich der geschmackliche Sinn erst im Gesamtkunstwerk des gekochten Gerichts. Austern, Trüffel, Epazote. Da gibt es vieles in der Küche, was ein feinfühliger Gaumen eher als verdorbene Zutat einordnen würde. Wäre da nicht das Gesamtkunstwerk (von besagten Austern mal abgesehen, denn da fällt mir weißgott nichts ein, was dieses Schlabberzeug geschmacklich retten könnte) eines Gerichtes, das den Charme erst durch so ein Würzkraut erhält. Wie gesagt, Thailändische Küche. Beziehen kann man die Kaffir Limettenblätter in der Regel über diverse Asia Läden, die inzwischen jedem türkischen Lebensmittelsupermarkt den Rang abzulaufen scheinen. Dort erhalten Sie die Blätter jedoch meist getrocknet (was geschmacklich ungefähr so intensiv ist wie eine Gabel Heu) oder eben tiefgeforen, was an Geschmacksintensität auch nicht viel besser ist. Am Besten einfach frisch. Und dafür sollen die Pflanzen dienlich sein. Deshalb wird die Fruchternte von mir sorgsam ausgelöst und die Kerne wieder zur Aussaat gebracht. Citrus Gewächse lassen sich ja nur ungern aussäen. Zumindest die züchterischen Varietäten. Doch ich bin guter Dinge, nächsten Sommer auf den Märkten die ersten Samenechten Pflanzen präsentieren zu dürfen.

Freitag, 7. Dezember 2012

Neugierige Wintergäste

Kaum zu glauben. Im Allgemeinen vermuten Menschen, die sich auch nur in Ansätzen mit dem Seelenleben von Pflanzen beschäftigen (oder wenigstens tief im Innersten die Existenz eines Selbigen zulassen können), ein im Verhältnis zum Menschen eher träges Reaktionsverhalten auf all die äußeren Einflüsse, die sich um diese geheimnisvollen Kreaturen herum abspielen. Aber neugierig sind sie doch! Und das auch noch ziemlich zeitnah! Zugegeben, es ist ein Bluegum. Also um genau zu sein, ein Eucalyptus globulus ssp. bicostata. Die Vorfahren stammen aus Australien, was auch auf ein trinkfestes Wesen hin schließen lässt, was man zumindest den Menschen Downunder nachsagt. Und nachdem Pflanzen meist auch nur Menschen sind, verhält es sich bei dieser Eukalyptus Art ähnlich. Säuft wie ein Loch (überwiegend Münchner Wasser), scheint stets gut gelaunt zu sein, obwohl ich immer wieder die langen Triebe die er im Sommer zum Vorschein bringt, hemmungslos abschneide, und drückt nun sogar seine graublauen Eukalyptus Blätter scheinbar neugierig an die Fensterscheiben um zu sehen, wie die Schneeflocken da draußen durch die Lüfte tanzen. Mitten im Winter also!
Vielleicht entpuppt sich bei Pflanzen sogar eine bisher unentdeckte Eigenart des Kommunikationsbedürfnisses? Damit könnte man ganze Stammtische begrünen und selbst introvertierte Personen oder welche mit autistischen Zügen würden sich in den Gärtnereien unserer Republik mit neuen Gesprächspartnern eindecken.
Nonverbale Kommunikation funktioniert unter Menschen ja oft unter langjährig verheirateten Partnern, die gemeinsam einen Restaurant besuchen. Hier könnte eine unauffällige Tischpflanze enorm zu einer Belebung des meist nicht existierenden Gespräches beitragen. Den gärtnerischen Geschäftsideen sind praktisch keine Grenzen gesetzt. Und das alles nur wegen eines Eukalyptus Baumes, der das Schneetreiben hinter geschützten Glashaus Wänden scheinbar außerordentlich interessiert verfolgt. Trotzdem hoffe ich auf einen insgesamt milden Winter. Von den Pflanzen kann ich lernen, dass es ja eh so kommt wie es kommt. Ich übe mich weiterhin in Geduld.

Sonntag, 2. Dezember 2012

...also bin ich!

So soll es sein. Auf meiner nicht mehr ganz so neuen Teetasse steht das Wesentliche schon geschrieben. Ein Geschenk meiner Tochter, die mein gärtnerisches Tun seit Jahren schon aus dem (mir) fernen Schottland beobachtet und mein pflanzliches Treiben mit diesen Worten auf einen wirklich treffenden Nenner bringt. Nun ist es ja nicht ganz so einfach, sich auf Pflanzen wirklich einzulassen. Denn wenn man diese Gewächse als Lebende, lebendige und beseelte Wesen anerkennt, dann wird es immer schwieriger mit der artgerechten Haltung oder gar mit dem bewussten essen. Was bei der Frage von Tierfleisch als Lebensmittel inzwischen schon in aller Munde - oder besser eben nicht mehr in aller Munde - zu sein scheint, ist bei Pflanzen noch nichtmal in unser Bewusstsein vorgerückt. Pflanzen als gleichwertige oder gleichberechtigte Lebewesen in unserer Gesellschaft anzuerkennen ist für uns sicherlich noch in weiter Ferne. Wie viele Menschen gibt es, die sich anstatt eines Haustieres ganz bewusst eine Hauspflanze halten würden? Fällt eine Obstplantage schon unter den noch garnicht existierenden Begriff der Massenpflanzenhaltung? Bedeutet eine Gewächshauskultur grundsätzlich Käfighaltung für Nutzpflanzen? Darf man Gemüse einzig zu dem Zweck anbauen, um es am Ende ihres Pflanzenlebens zu schlachten - oh, pardon - zu ernten? Ich gärtnere, also bin ich. Und diese Fragen müssen erlaubt sein.
Ich möchte gerne den Wert - den Lebenswert - einer Pflanze dem eines Tieres gleich gesetzt sehen. Das gelingt mir zugegebenermaßen bisher nur sehr bedingt. Zunächst kommt der Mensch, dann das Tier, danach die Pflanze und am Ende all das Kleinzeugs, das man nicht sehen kann. Mit dieser Rangordnung der Lebewesen bin ich groß geworden. Was passiert aber, wenn diese Einteilung weg bleibt? Es gibt noch viel zu lernen und Vieles zu entdecken.
Ich gärtnere, also bin ich! So ein Glück!

Dienstag, 27. November 2012

Der Beinwell im Winter


Der Beinwell hat ja nicht von Ungefähr seinen Namen. Zellbildend lässt er Gewebe wieder zusammenwachsen. Die Wurzel wurde schon vor Jahrhunderten bei der Behandlung von Knochenbrüchen eingesetzt. Und wieso soll dieses wunderbare Gewächs nicht auch helfen, die Wurzelbildung bei Pflanzen zu beschleunigen? Zum Beispiel als Bewurzelungsmittel nach einem Stecklingsschnitt? Diese Idee ist zugegeben nicht neu, aber ich hab die Wirkung bei Pflanzen noch nie ausprobiert (bei mir hingegen schon und zwar mit sehr überzeugendem Erfolg). Deshalb heute die erste (und für dieses Jahr sicherlich auch letzte) Versuchsreihe in Sachen Wurzelhilfe. Eine Beinwellwurzel zerquetscht und das Mus in 2 Liter Wasser eingeweicht. Nach etwa 2 Stunden mit dem Wasser die Stecklinge angegossen. Parallel dazu hab ich noch die Beinwellstücke ausgelegt. Und zwar zwischen die Stecklinge (in der Hoffnung, dass nicht alle Wurzelstücke wieder austreiben), sowie bei einer umgetopften und grauslig gerupften Olive.
Ich bin sehr neugierig, wie sich die Pflanzen über die ihnen verabreichten Pflanzenmittel äußern. Allerdings beginnt nun die lichtarme - nein - die lichtärmste Zeit des Jahres. Deshalb werde ich meine Vermehrungsarbeiten an und mit den Pflanzen bis in den Februar nächsten Jahres ruhen lassen. Ich hab in den kommenden Wochen sowieso alle Hände voll zu tun, den Pflanzengästen die nötigen Streicheleinheiten zukommen zu lassen, damit sie nicht in eine winterliche Depression fallen.

Samstag, 17. November 2012

Tri - logische Handlung

Aus der Kinowelt weiß ich, dass sich jede Handlung die sich für wichtig nimmt, wenigstens eine Trilogie sein muss! Die Wichtigkeit meiner Behandlungsmaßnahme ist mir zwar durchaus bewusst, allerdings möchte ich keinen Kinofilm daraus entstehen lassen. Parallelen zu der von mir gewählten dreimaligen Anwendung und einer dreiteiligen Kinoepisode, sehe ich daher als völlig zufällig. Um den Zusammenhang zu meinem ersten veröffentlichten Erfahrungsbericht einer homöopathischen Anwendung bei Kübelpflanzen wieder herzustellen hier nochmal in Kürze: Das ganze soll eine vorbeugende und kurative Behandlung zu einer Pseudomonas Bakteriose an Oleander sein, sowie der Peak Spot Blattflecken Krankheit bei Olivenbäumen.
8. November 26 Globuli Sulfur C30 und 26 Globuli Aconitum C30, wie im letzten Post beschrieben aufgelöst und mit 100 Liter Wasser auf die Pflanzen und leicht auch auf die Erde versprüht.
13. November das Ganze mit 26 Globuli Sulfur C200 und 26 Globuli Aconitum C30 wie oben in 100 Liter Wasser gelöst und auf Oleander wie Olivenbäume versprüht.
Letzte Anwendung am 15. November mit 26 Globuli Sulfur C30 und 26 Globuli Aconitum C30 in 100 Liter Wasser gelöst und versprüht.
Dies ist keine wissenschaftliche Studie. Demnach fehlt natürlich auch ein Kontrollbestand, der unbehandelt bliebe. Die Dokumentation meiner Anwendungen soll sich auf diese Blog Einträge beschränken. Wer also meine Vorgehensweise mit Homöopathie an Kübelpflanzen verfolgen möchte, der muss diesen Blog lesen. Ganz einfach. Auffälligkeiten oder Beobachtungen hinsichtlich eines besonders vitalen Wachstumsfortschrittes werde ich natürlich an dieser Stelle berichten.